Jaha, Snapchat macht Spaß, man kann mit Filtern rumspielen und sonstigen Quatsch machen. Doch ich wollte wissen, ob man mit diesem „Medienkanal“ auch noch was anderes außer reine Selbstdarstellung, Foodporn oder Werbung machen kann. Also nahm ich mir spontan vor mal ein Bildungsformat zu entwickeln – natürlich adressiert an die typischen eher jungen Nutzer von Snapchat und ihr Nutzungsverhalten (McLuhans „The Medium is the message“ lässt grüßen). Da meine Frau Lehrerin an einer Fachoberschule ist, bot sich an ein Thema zu wählen, dass auch in ihrem Unterricht vorkommt: Der Pygmalion-Effekt. Hier das Ergebnis auf Youtube archiviert:
Produktionsnotizen und Herangehensweise:
Zeitaufwand
Von der Idee bis zu Umsetzung habe ich in etwa 3 Stunden benötigt, inkl. Recherche, Dramaturgie, Storyboard, Texten, Bilder & Sounds raussuchen und das Shooting (natürlich mehrere Takes). Für ein 3 Minuten Video ziemlich sportlich. Allerdings hätte man auch durchaus noch mehr Finetuning in die Sache reinlegen können, war aber bewusst Quick & Dirty angesetzt und ich hatte mir selbst eine Deadline gesetzt.
Arbeitschritte im Detail
1. Plot, Dramaturgie, Aufbau, Storytelling
Ist das Thema (welches an sich schon interessant sein sollte) gefunden, gilt es sich einen entsprechenden Plot zu überlegen. Wie erzählt man diese Geschichte am Besten? Und zwar auch so, dass man sie in jeweils 10 Sekunden Abständen sinnhaft unterbringt und man versteht worum es geht. Das fühlt sich dann beim Schreiben ein wenig wie Twitter an. Die Limitation ist jedenfalls kreativ sehr erfrischend. Auch muss man bedenken dass jeder Snap für sich im Grunde funktionieren muss, also jeder einzelne Snap sollte irgendwie in Sich reizvoll sein, wie eine Art Fraktal.
2. Storyboard
Es ist extrem hilfreich sich die Story komplett runterzuschreiben und sie dann jeweils Szene für Szene immer in Snapchat zu testen (natürlich nicht abschicken). Allein diese Disziplinierung hilft ein Gefühl für den Rhythmus zu bekommen. Später beim Take kann man dann immer noch improvisieren, was ich auch getan habe. Ich würde sagen 70% Planung und 30% Impro. Aber die Abfolge was wann passiert war ziemlich fix.
3. Shooting
Je besser man vorbereitet ist, je mehr man geübt hat, desto besser wird das Shooting, denn bei Snapchat gilt es ja zu beachten, dass man Szene für Szene live einspielen muss. Das heißt, wenn die Zeit zwischen den Szenen auch zu lang wird, schalten viele natürlich zwischendrin wieder ab. Das ist etwas knifflig und ein paar Leute, die in Echtzeit meine Story verfolgen wollten waren etwas enttäuscht, weil es manchmal länger dauerte. Aber man kann sich das Ganze ja immer noch 24 Stunden lang im Nachhinein immer und immer wieder angucken. Übrigens kann man noch sehr viel Liebe in die eigentliche Bildbeschriftung und -gestaltung in Snapchat selbst stecken.
Equipment
Ganz simpel mit einem Smartphone. Keine Beleuchtung. Kein Mikro. Habe zum Teil ein Stativ benutzt. Und mein iMac um Bilder zu zeigen. Da kann man also noch ordentlich was reinstecken wobei ja vielleicht auch hier die Limitation den Reiz ausmacht. Die Sounds habe ich auch einfach nur per iMac abgespielt.
Ergebnis
Es macht keinen Sinn diese Story nicht zu speichern und auf Youtube abzulegen. Dafür war es viel zu viel Aufwand und steckt zu viel Hirnschmalz drin und es wäre schade, wenn so etwas in 24 Stunden im Nirgendwo verschwindet. Aber vielleicht liegt auch gerade darin der Reiz, will man so etwas tatsächlich regelmäßig machen. Denn man erzeugt durch die Limitation natürlich einen Sogeffekt. Natürlich nur solange der exklusive Content attraktiv genug ist. Bei meinem Experiment war das offenbar der Fall:
Unbedingt angucken: der @breitenbach erklärt auf Snapchat unter pbreitenbach de Pygmalion-Effekt. In unterhaltsam! mit Soundeffekten!
— Daniel Bröckerhoff (@doktordab) 5. April 2016
Übrigens waren auch ein Lehrer von dem Teil begeistert und ich finde die Idee großartig, solche Dinge einfach mal von Schülern machen zu lassen:
.@breitenbach Hab’s drei Klassen gezeigt. Waren begeistert. Manche wollen mein Angebot (https://t.co/Cs3mOzrHy2) testen. Ähnelt #PechaKucha.
— Dejan Mihajlović (@DejanFreiburg) 6. April 2016
An alle, die jetzt mehr wollen: Ich muss an der Stelle gleich die Erwartungen ein bisserl senken. Ich werde es mir leider zeitlich nicht leisten können so etwas eigenständig einfach mal so in Serie zu produzieren. Hier wollte ich einfach nur mal rumspielen und ausprobieren was so mit Snapchat gehen würde und ich hoffe es regt die Fantasie einiger professioneller Content Creators an. Andererseits hat mir die Arbeit immens viel Spaß gemacht und das Feedback hat natürlich wahnsinnig stark an meinen Narzissmus appelliert.
Also wer weiß, vielleicht heißt es ja bals mal wieder „FRTSTZNG FLGT“
Noch kann man das Ding live auf Snapchat angucken (bis ca. 15 Uhr). Dazu müsst ihr mich hier adden:
5 Comments
Joas
6. April 2016 - 17:08Sehr klasse gemacht, genau so etwas will ich bei Snapchat sehen 🙂