Ich verstehe es nicht. Ich verstehe die Kampagne “Vorsicht Buch” einfach nicht. Was will sie mir sagen? Was soll ich nun genau tun? Was will man von mir als Empfänger der Botschaft?
Ich habe den “Börsenverein des deutschen Buchhandels” immer als Interessenvertreter des deutschen Buchhandels verstanden und nicht unbedingt als Interessensvertreter des Mediums Buch. Ich habe auch in letzter Zeit den Eindruck der deutsche Buchhandel hat gerade wirklich mit ganz anderen Problemen zu kämpfen als mit einer mangelnden Kauffreude des Publikums oder einem fehlenden Bewusstsein für die Wichtigkeit von Büchern. Das Problem ist doch momentan eher das drohende Sterben der kleinen und mittelständischen Buchläden. Die Dominanz des amerikanischen E-Commerce-Riesen Amazon, der u.a. mit seinem E-Book-Reader, ersten aggressiven Selfpublishing-Ansätzen und etlichen anderen überzeugenden Servicequalitäten – Shitstorms zum Trotz – langsam aber sicher das Feld von hinten überrollt und nicht nur kurzfristig den deutschen Buchhandel, sondern auch gleich, zum Teil auch durch heftige Konditionen, das gesamte Verlagsgeschäft in die Bredouille bringt. Das wurde nun seit vielen Jahren einfach verpennt und nun soll es eine Plakatkampagne richten?
Ich frage also noch einmal: Wieso gibt man 3 Mio Euro für eine Werbekampagne aus, die einzig und allein darauf abzielt mehr Bücher zu lesen und zu kaufen, während man damit indirekt – sofern die platte Werbebotschaft funktioniert – auch gleichzeitig noch mehr Kunden auf Amazon befördert und somit das eigentliche Problem nicht nur ignoriert sondern unter Umständen sogar noch vergrößert? Denn wieso sollte ich als Konsument woanders kaufen? Das hat mir die Kampagne bisher als Otto-Normalverbraucher noch nicht so plausibel erklärt.
Brille -> Fielmann. Buch -> Amazon.
Wieso stärkt man also nicht viel direkter die kleinen und großen Buchhändler? Wieso verwendet man nicht das Geld um eine gute digitale Vertriebsplattform aufzubauen, die Amazon zumindestens im Bereich des Buchhandels das Wasser reichen könnte? Und sollte es schon solche Plattformen geben, warum fokussiert man sich nicht auf dessen “Bewerbung”? Wieso investiert man dieses Geld nicht in die strategische Ausrichtung und Neukonzeption der kleinen Buchhändler, also der konsequenten Entwicklung und Ausarbeitung der noch möglichen Differenzierungsmerkmale gegenüber Amazon? Wieso steckt man es nicht in einen neuen E-Book-Reader und implementiert den Ansatz auch vernünftig zu Ende. Von mir aus auch einfach nur ein Appell an das schlechte Gewissen doch lieber wieder beim geschulten Buchhändler nebenan zu kaufen und etwas fürs eigene Karma tun.
Aber “Vorsicht Buch!”?
Sorry. Ich verstehe es einfach nicht.
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