Patrick Breitenbach Weblog

Gedankenstream: Depression und Social Media

Schöner Text zum Thema Depression und ihr Sündenbock “Social Media”. Ich teile die Auffassung der Autorin Petra van Cronenburg, dass die Ursache für Depression zum Teil tief in unserer Kultur verborgen liegt und sich auf keinen Fall an einzelnen Dingen festmacht wie “zu wenig Sport”, “zu viel Drogen” oder “zu viel Internet”.

Wie immer kann eine Technologie das zwar verstärken, aber der eigentliche Auslöser dürfte in einem komplexen, sich selbst nährenden Kreislauf aus Angst, Perspektivlosigkeit, unausgedrückte Trauer/Wut und in einem gesellschaftlichen Kontext der permanenten Leistungsbereitschaft (Ich nehme das K-Wort diesmal nicht in den Mund) liegen, die Ruhe und “Schlechtdraufsein” kaum zulässt. 

Bei mir habe ich es nach einer depressiven Phase in meinem Leben auch an folgendem festgemacht: Man wird unschuldig geboren und hat einen idealisierten Blick auf sich und die Welt. Man fühlt sich als etwas besonderes, weil man zu Beginn des Lebens sich selbst am besten kennt. Aber plötzlich merkt man wie komplex, undurchdringlich, undurchschaubar, und verlogen diese Welt wirkt. Da rutscht man ganz schnell Richtung Ohnmacht. Nur einer von vielen Milliarden zu sein, völlig nutz- und bedeutungslos und all der Anstrengung zum Trotz nie wirklich gut genug sein zu können und die Welt scheint so zu bleiben wie sie ist. Sinnlos.

Man wächst in dieser klickibunti Konsum- und Stockphotowelt auf, in der jeder immer gut drauf ist, schlank, freundlich lächelt – während die hässliche Fratze der wirklichen Welt immer wieder unter der glänzenden Oberfläche hindurch grinst und der eigene hässlich erscheinende Körper mit keiner Photoshopvorlage mithalten kann. Es ist dieser Graben zwischen Schein und Sein, der einem so unendlich groß erscheint und der einen zu verschlingen droht. Einmal in dieser Denkschleife gefangen und plötzlich wird alles immer düsterer und düsterer. Das einzig Gute ist: Ich kann bestätigen, es gibt jederzeit die Möglichkeit die Schleife wieder umzukehren. Darüber zu reden ist schon mal eine große Hilfe. Jemand der einfach nur zuhört ebenfalls.

Ich bin nicht religiös, aber ich habe so langsam aber sicher begriffen, dass der Glaube, eine Überzeugung, dass Rituale und Räume außerhalb der durchgetakteten und fragmentierten, ökonomisierten Welt dabei helfen können der Seele Halt zu geben. Religion kann also sinnstiftend wirken. Ja einen Sinn. Worin er auch liegen mag. Die eigenen Kinder, die Freunde, die Gemeinde oder mein Hobby, in das ich mich fallen lassen  kann. Den gilt es zu finden und festzuhalten. Der hält uns am Ende im Gleichgewicht. Hoffentlich.
 

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